Schein und Sein. Zur Ideosynkrasie des Mockups.

Sie verstehen die Überschrift nicht? Egal, passt schon, wichtig ist eh nur das letzte Wort. Erstens, es grundsätzlich zu haben. Und zweitens soll es Sie für mein jüngstes Produkt interessieren.

Sie wollen also wissen, was ein Mockup ist. Google übersetzt das Wort aus dem Englischen als „Attrappe, Lehrmodell, Simulation“. Kommt vielleicht auf den Zusammenhang an. In meiner wunderbaren Branche ist das hier ein Mockup:

Lediglich zu dick geraten: realistisches „Mockup“ der Broschüre

Ein Mockup ist die digital erzeugte Attrappe einer real existierenden Publikation, die in diesem Fall von mir mit Text ausgestattet wurde (die Publikation, nicht nur die Attrappe). Das echte Produkt aus Papier ist, zugegeben, deutlich dünner als das Mockup. Das liegt aber nur an meiner Blödheit bei der Auswahl der virtuellen Vorlage.

Denn eigentlich ist die relative Idiotensicherheit das Schönste am Mockup: Man nimmt die digitalen Druckdaten der gewünschten Publikation in Form von PDFs, jagt sie in Photoshop durch eine vorprogrammierte Routine, und dank dieser bis auf die Druckdaten fertigen Bildschablone erstellt sich fast von selbst die Anmutung der gedruckten Broschüre aus Papier, realistisch im Netz präsentierbar.

Mit Schattenwurf, Lichtreflexen, perspektivisch korrekter Verzerrung und Falz. Zugeklappt oder aufgeklappt, auf einem makellosen Coffee Table neben dem perfekten Cappuccino platziert oder – eine von Tausend anderen Möglichkeiten – auf den Knien einer darin lesenden jungen Frau, die man sofort auf einen perfekten Cappuccino am makellosen Coffee Table einladen möchte, um auch mal ihr Gesicht zu sehen statt nur der KnieBroschüre.

Ich habe mich aber professionell für einen neutralen Hintergrund entschieden, der lenkt am wenigsten ab vom Produkt. Von der Broschüre. Der von mir geschriebenen, sagte ich das schon?

Wundersam abgespeckt: Umfang der aufgeklappten Broschüre

Blöd ist nur: Ich besitze keine Photoshop-Lizenz und muss das Mockup jedes Mal vom netten Kollegen Tobi machen lassen. Der hat beides, Software und Lizenz. Dem netten Kollegen Tobi habe ich im Gegenzug einen Text redigiert, eine Hand wäscht die andere. Worum geht es aber nun in der Broschüre, die Sie übrigens hier komplett im Original finden? Kurz zusammengefasst: Es geht um MCI mit KI in der IT.

Bitte?

Kommen Sie, drei Abkürzungen, das ist noch noch gar nichts. In der Sprache derjenigen, die sich innerhalb der Informationstechnologie (IT) um die Optimierung der Mensch-Computer-Interaktion (MCI) bei der Zusammenarbeit mit Künstlicher Intelligenz (KI) kümmern, gibt es noch ganz andere Kaliber: Abkürzungen mit drei, vier oder gerne auch mal fünf Buchstaben. Und Zahlen. Gut, dass es für das Y2K-Problem schon viel zu spät war (Y2K = Year 2 Kilo = Jahr 2000, das war das Problem mit den zum Jahrtausendwechsel angeblich verrückt spielenden Rechnerprogrammen).

Aber keine Sorge, das kann ich auch. Hier: „B2E“. Die hier vorgestellte Broschüre ist eine Publikation mit Zielrichtung „Business-to-Employee“, kürzestmöglich B2E genannt. Die Gesellschaft für Informatik aus München (das „B“, also im weitesten Sinne das Unternehmen) wendet sich damit an jemand Bestimmten (englisch „an“ = „to“, klingt ähnlich wie „two“ oder „2“). Nämlich an potenzielle Fachkräfte von morgen (die „E“s = Employees oder Mitarbeiter). Wir fassen zusammen: B2E zu MCI mit KI in der IT. Lange nach Y2K.

Ja, sorry, es ist nun mal verdammt aufwändig, ständig Fachchinesisch erklären zu müssen. Wenn man das in jedweder Textform halbwegs unterhaltsam und letztlich somit wirkungsvoll tun will, dann holt man mich.

Hier also sollte ich mal zusammenschreiben, warum Mensch-Computer-Interaktion a) ein so wichtiges Gebiet und b) so faszinierend und zukunftssicher ist, dass man darauf seine ganze Karriere sowie das Gedeihen seiner zukünftigen Familie gründen möchte. Und was soll ich sagen: Hätte ich nicht schon zwei anständige Berufe (Journalist und Schriftsteller, arf, arf!), wäre ich gerne Fachmann für Mensch-Computer-Interaktion geworden.

Warum, erklärt die Broschüre. Sie erklärt es auf Normaldeutsch, also alltagssprachlich, für jeden verständlich. Bisweilen vielleicht sogar ein ganz klein wenig, nun ja, emotional im Ton. Denn nicht nur Maschinen haben Gefühle, sondern auch die menschlichen Fachkräfte von morgen. Und da schadet es gar nichts, mal anklingen zu lassen, was bei meinen Gesprächspartner so alles mitschwang, wenn sie über die „Schnittstellen“ sprachen, an denen Menschen mit Computersystemen und Robotern interagieren: Faszination. Leidenschaft. Berufsstolz. Beharrlichkeit. Tiefgründigkeit. Neugier. Und Spieltrieb.

Sie würden nicht glauben, was für ganz andere Spezialisierungen da noch so gefragt sind, abgesehen vom Umgang mit Einsen und Nullen. Psychologie. Ergonomie. Sogar Jura. Ach, da kommen jetzt plötzlich Sie als Kandidat für ein neues berufliches Standbein ins Spiel? Prima, lesen Sie doch einfach die Broschüre!

Gut. Schluss. Ich sehe gerade: Die Kollegen von der Agentur, für die ich hier als Texter am Werk war, hatten bereits ihre eigenen Mockups gebastelt. Da haben Sie nun also zwei Minuten Ihrer wertvollen Zeit für beinahe nicht Neues verschwendet. Aber damit Sie wenigstens ein ganz klein wenig profitieren: Ideosynkrasie bedeutet „Eigentümlichkeit“.

Ein Kommentar zu „Schein und Sein. Zur Ideosynkrasie des Mockups.

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