Die Internationale Bauausstellung (IBA) Hamburg will die übel beleumundeten sozialen Brennpunkt-Stadtteile Veddel und Wilhelmsburg auf den Elbinseln aufwerten. So soll Hamburgs „Sprung über die Elbe“, Planerdeutsch für qualitatives Wachstum der Metropole innerhalb ihrer engen Stadtstaatgrenzen, einen Trittstein Richtung Harburg im Süden finden. Im Verlauf der sieben Jahre von 2007 bis 2013 setzt die IBA mit 100 Millionen Euro und vielen Bauprojekten Impulse, um die alten Hafen- und Industriequartiere mit ihrem hohen Ausländeranteil und ihrer unterdurchschnittlichen gesellschaftlichen Teilhabe attraktiver zu machen: Hamburger aus „besseren“ Stadtteilen nördlich der Elbe und Zugezogene mit höherer Qualifikation sollen sich ansiedeln, ohne dass die Alteingesessenen aus ihren preisgünstigen Wohnungen vertrieben werden. Zum Masterplan gehören auch eine lebendigere kulturelle Szene, bessere Schulen, schöneres Flanieren in wassernahen und CO2-neutralen Stadt-Landschaften.
Doch kann bei alledem eine Verdrängung der sozial Schwachen durch Besserverdienende und/oder „Kreative“ vermieden werden? Lassen die höher Qualifizierten sich überhaupt nach Wilhelmsburg locken? Und wird sich die heutige Bewohnerschaft der Elbinseln trotz weit verbreiteter sprachlicher, kultureller und bildungsmäßiger Probleme für die Ideen der IBA gewinnen lassen?
Zur Halbzeit der Bauauststellung ist letzteres alles andere als sicher: Angst und Ablehnung gegenüber forcierter Veränderung haben sich in und um Wilhelmsburg breitgemacht. Und das, obwohl die IBA von Anfang an auf den Dialog mit den Elbinsulanern setzte und dafür eigens einen Bürger-Beirat installierte. „Wir wurden ja gar nicht ernsthaft gefragt, sondern sollten nur pro forma unser Einverständnis zu dieser Stadtplanung geben“, klagen manche. Oder sind sie nur fortschrittsfeindlich? Die Konfrontation erinnert bisweilen an Stuttgart 21, nur ohne Heiner Geißler, ohne Livesendung auf Phoenix – und zum Glück ohne ein Kind, das bereits völlig in den Brunnen gefallen wäre.
Der IBA BLICK, das Magazin der IBA Hamburg, brachte für seine Ausgabe 4/2010 nun eine berufene Kritikerin an einen (eckigen) Tisch mit IBA-Chef Uli Hellweg, um über die Glaubwürdigkeit der Bürgerbeteiligung zu diskutieren: Bettina Kiehn, Vorstand des Bürgerhauses Wilhelmsburg und Sprecherin des Beteiligungsforums der IBA. Auffällig geworden war sie mit dem Satz: „Ohne Entscheidungskompetenz ist Beteiligung nur eine Spielwiese.“ Oliver Driesen moderierte das aufschlussreiche Streitgespräch der beiden.