„Verschanzt euch nicht hinter Paragrafen!“

(Foto: Christian Grund)

Stuttgart 21 lässt grüßen: Die neue Ausgabe von concepts, dem Kundenmagazin des Essener Baudienstleisters HOCHTIEF, widmet sich unter anderem den „Wutbürgern“. Über dieses sehr deutsche Phänomen, das aus mangelnder Beteiligung der Bürger bei der Planung von Infrastrukturprojekten resultiert, sprach ich mit einem, der es besser macht. Dr. Renzo Simoni ist Bauherr des Gotthard-Basistunnels in der Schweiz – mit 57 Kilometern demnächst der längste Eisenbahntunnel der Welt. Eigentlich müsste es hier längst Wut und Krawall gegeben haben: Wie bei fast jedem Großprojekt verzögert sich auch hier die Fertigstellung um Jahre (von 2012 auf 2016), wird alles sehr viel teurer (von 8 auf über 13 Milliarden Franken mit hohem Steuergeldanteil) – und dann sind seit Baubeginn 1999 auch noch acht Menschen im oder am Berg gestorben.

Doch die Schweizer rebellieren nicht, im Gegeteil: Die Eidgenossen betrachten den Gotthard-Basistunnel als „Volksbaustelle“, zu deren Infozentren an Wochenenden die Ausflügler in Scharen strömen. Sie wurden ja auch von Anfang an gefragt: Bei einer Volksabstimmung 1992 stimmten fast 64 Prozent für das Mega-Vorhaben. Auch später bestätigten sie per Referendum das neue, an die gestiegenen Kosten angepasste Finanzierungsmodell. Und laufend gibt es Ausgleichsverfahren mit den Anwohnern einzelner Streckenabschnitte außerhalb des Bergs.

Es lässt sich halt über alles reden – wenn man es ernst meint und dem Volk reinen Wein einschenkt. Aber Vorsicht: Das könnte in Deutschland als revolutionär gelten.

Das ganze Interview können Sie hier lesen.

 

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